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SEE-Prüfungstermin unsicher

Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 02. Mai 2021 13:47
Veröffentlicht: Sonntag, 02. Mai 2021 13:47
Geschrieben von Birgit Schulte

Um diese Zeit im Jahr haben die Zehntklässler normalerweise das „Secondary Education Examination“ bereits hinter sich und warten auf die Ergebnisse. Nach der Verlängerung des Schuljahrs wurde auch der Prüfungstermin verschoben – am 27. Mai soll das Examen beginnen. Mit den erneuten Schulschließungen und weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind die Schüler auch in diesem Jahr sehr verunsichert, ob das landesweit einheitliche Examen stattfinden kann. Unter den aktuellen Bedingungen ist es kaum vorstellbar, dass eine große Schülerzahl in Prüfungszentren zusammenkommt. Allerdings möchte die Regierung das SEE möglichst wie gewohnt durchführen. Im Jahr 2020 wurde der Termin mehrfach verschoben und das Examen letztendlich komplett gestrichen. Stattdessen wurden die Abschlussnoten der Zehntklässler aus den Leistungen des Schuljahrs errechnet. Dabei haben die Schulen wohl sehr zum Vorteil der Jugendlichen entschieden und die Vergabe der Bestnote (GPA 4) hat sich von 106 (in 2019) auf 9.319 (in 2020) erhöht. Diese Verzerrung möchte man unbedingt vermeiden, aber eine Strategie, wie das SEE bei stark ansteigenden Covid-19-Erkrankungen sicher durchgeführt werden kann, bleibt die Regierung bislang schuldig.

Das ist für die Schüler eine belastende Unsicherheit, aber nur eins der vielen Probleme mit denen die Bewohner Nepals zu kämpfen haben. Einen allgemeinen Lockdown gibt es derzeit nicht, aber in einem Drittel des Landes wurden Ausgangssperren verhängt, Läden müssen erneut geschlossen bleiben, Menschen stehen wieder ohne Einkommen da. Die Erkrankungswelle, die wir schon in Indien beobachten können, trifft nun mit drei Wochen Verzögerung auch Nepal hart. Die Anzahl der positiv getesteten Personen hat sich quasi über Nacht verzehnfacht und steigt täglich weiter. Gestern wurden über 5.700 Neuerkrankungen gemeldet – über 43.200 aktive Fälle werden in der Statistik geführt, Dunkelziffer ungewiss. Viele Nepalesen lassen erst einen Test machen, wenn die Symptome so schlimm werden, dass sie auf ärztliche Hilfe angewiesen sind. Die Krankenhäuser sind inzwischen weit über ihre Grenzen ausgelastet. Patienten mit anderen Krankheiten werden – soweit möglich – entlassen, um weitere Stationen für die Covid-Behandlung nutzen zu können. Da fast alle Intensivbetten belegt sind und Sauerstoffflaschen knapp werden, müssen viele Krankenhäuser Schwererkrankte abweisen. Bei einem R-Wert über 2 ist zu befürchten, dass sich die Lage noch deutlich verschlimmern wird.

Gleichzeitig wurden in diesem Jahr bereits knapp 400 Permits für die Besteigung des Mount Everest vergeben, mehr als im Jahr 2019 – einige erinnern sich vielleicht noch an die Staubilder vor dem Gipfel. Das Land benötigt die Einnahmen dringend, trotzdem stellt sich die Frage, ob man gerade jetzt auf den höchsten Berg der Welt steigen muss. Mindestens einen Covid-19-Fall am Everest gab es schon. Nachdem ein Norweger mit Verdacht auf Höhenkrankheit ausgeflogen wurde, bekam er in Kathmandu die Diagnose Covid-19. Selbst für ihn stellten die Krankenhauskosten ein Problem dar. So kann man gut nachvollziehen, warum viele Einheimische erst einen Arzt aufsuchen, wenn ihr Gesundheitszustand bedrohlich ist.