Aktuelles

Dolakha - Nepal, wie es nur wenige Touristen erleben

Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 01. März 2018 17:08
Veröffentlicht: Donnerstag, 01. März 2018 23:01
Geschrieben von Annette Berger

Jeep oder Van, das war die Frage, bevor wir uns auf den Weg nach Dolakha gemacht haben. Hätten wir uns doch nur für den Jeep entschieden....

Am vergangenen Freitag ging es um 09:00 Uhr los, unser Fahrer Ganesh war wie immer pünktlich und auch unsere Mitreisenden Radheshyam und Mohan kamen morgens zum Guest House in Bhaktapur. Zuerst ging es auf gut ausgebauten Straßen, dafür aber mit viel Verkehr und einigen Staus, in Richtung Banepa und Dhulikhel, bevor wir auf eine nicht asphaltierte Straße abbogen. Nun hieß es, sich gut festzuhalten und die vielen Kurven einfach hinzunehmen. Stundenlang fuhren wir entlang eines Flusslaufs, dabei gewannen wir zunehmend an Höhe. Aufgrund einiger Abkommen der asiatischen Länder ist Nepal verpflichtet, die Überlandstraßen auszubauen. Nun versperrten uns permanent Baufahrzeuge den Weg, Staubwolken oder matschige Streckenabschnitte waren unumgänglich.

In Charikot kamen wir gegen 17:00 Uhr an, deutlich später, als zuerst angenommen. Dafür wurden wir von unserem langjährigen Freund Manoj aufs Herzlichste willkommen begrüßt. Manoj wurde zwar in Dolakha geboren, wuchs aber in Kathmandu auf, wo er auch eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolvierte. Nach einigen Zwischenstationen leitet er heute eine Gesundheitsstation in einem kleinen Dorf in Dolakha, nicht weit von seinem Geburtsort entfernt.

Gemeinsam mit Sushila, einer jungen Frau, die wir ebenfalls seit vielen Jahren zu unseren Freunden hier zählen dürfen, machten wir einen Rundgang durch Charikot. Sushila zeigte uns ihr College, an dem sie ihren Bachelor-Abschluss zur Lehrerin in Naturwissenschaften anstrebt. Leider wurde es dann zunehmend kalt, immerhin befanden wir uns auf 2000 m Höhe.

Nach einer sehr kalten Nacht, in der uns zum Glück unsere Schlafsäcke warm hielten, fuhren wir alle gemeinsam am nächsten Morgen nach Kalinchok. Das Dorf Kurikharkha liegt auf 3345m und auf einem kleinen Hügel lag sogar noch etwas Schnee. Wie viel Freude diese letzten Fleckchen Weiß den Nepalesen machen, konnten wir hautnah erleben. Auf dem Hosenboden ging es unter lautem Lachen und Freudenschreien für viele von ihnen hügelabwärts. Auch Mohan, Manoj und Sushila fingen sofort an, den Schnee in die Luft zu werfen und sich dabei ausgiebig zu fotografieren. Die Aussicht auf die hohen, schneebedeckten Gipfel des Himalayas war grandios, auch wenn wir uns weniger Wolken und eine klarere Luft gewünscht hätten.

Ein Tempel auf 3747m war das nächste Ziel, aufgrund der Höhe und einfach zu wenig Kondition aber nur für unsere Begleiter machbar. In Rekordzeit gingen die vier bergauf und erlebten so ein weiteres Highlight dieses atemberaubende Fleckchen Erde.

Zurück in Charikot gab es ein Mittagessen, gebratene Nudeln und gebratenen Reis mit Gemüse und Hühnerfleisch für Birgit und mich, Momos (Teigtaschen ähnlich unseren Maultaschen), das Lieblingsessen fast aller Nepalesen, für unsere Freunde.

Und dann begann das eigentliche Abenteuer. Das Dorf, in dem Manoj eine Gesundheitsstation leitet, war mit dem Auto ca. 4 Stunden entfernt von Charikot. Die Straße, eine Buckelpiste mit kaum ausgebauten Abschnitten, schien kein Ende zu nehmen. Bergauf, bergab... immer weiter. Als wir schon annahmen, das Ende der Welt erreicht zu haben, kamen Häuser in Sicht und ja, wir waren angekommen.

Die kleine Station liegt am Ortsrand, es ist ein recht neues Gebäude, das ursprünglich von der Kinderhilfsorganisation Plan International errichtet wurde. Heute ist alles in staatlicher Hand, die Mitarbeiter beziehen ein Gehalt und müssen mit den spartanischen Gegebenheiten zurechtkommen. Es gibt eine Anmeldung, einen Raum für Untersuchungen und kleinere Operationen, ein Zimmer für Geburten und entsprechende Räumlichkeiten, wenn ein Patient übernachten muss. Leider fehlt es wie so oft in Nepal an vielem, da die Behörden nicht ausreichend Mittel zur Verfügung stellen. So sind wichtige Medikamente nicht vorrätig, Gerätschaften insbesondere zur Geburtshilfe und der Erstversorgung der Neugeborenen fehlen gänzlich.

Manoj hat beteuert, wie unglaublich glücklich er war, diese Arbeit zu bekommen. Ausgebildete Krankenpfleger und Krankenschwestern gibt es viele in Nepal und so ist eine Anstellung alles andere als selbstverständlich. Doch nun bestimmen Politik und das leider oftmals fehlende Engagement der Mitarbeiter in den Behörden zunehmend seinen Alltag.

Für die Rückfahrt sollten wir insgesamt ca. 5 Stunden einplanen, da wir am Vortag schon in Richtung Kathmandu unterwegs waren. Nur wenige Meter hinter dem Dorf steckte unser Van zum ersten Mal fest, wir stiegen aus und entschieden schlussendlich, einen anderen Weg zu nehmen. Noch einige Male mehr mussten wir den Wagen verlassen und teilweise große Schlaglöcher mit Steinen oder Fichtenästen füllen.

Zurück in unserem Guest House am Nachmittag wussten wir einmal mehr den Luxus einer heißen Dusche zu schätzen. Doch trotz aller Strapazen würden wir jederzeit wieder nach Dolakha fahren, um die grandiose Bergwelt zu erleben und unsere Freunde Sushila und Manoj wiederzusehen. Die Herzlichkeit der Dorfbevölkerung und ihre Gastfreundschaft sind einfach unglaublich.