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Familienbesuche in Chaling

Zuletzt aktualisiert: Montag, 26. Februar 2018 16:17
Veröffentlicht: Montag, 26. Februar 2018 16:02
Geschrieben von Annette Berger

Heute mussten wir schon um 08:00 Uhr fertig sein zur Abfahrt, denn wir wollten einige unserer Patenfamilien in Chaling zu Hause besuchen, bevor die Kinder zur Schule gehen.

Ashmita und Rashmita, die Schwestern aus der 2. Klasse in Chaling, leben seit einiger Zeit in einem angemieteten Haus mit angeschlossener Hühnerfarm. Ihre Eltern haben das Areal gemietet und bewirtschaften es. Sie bewohnen zwei Zimmer im Haus, in dem auch eine Tante der Mädchen lebt. Ursprünglich kommt die Familie aus Dhading, ist aber seit vielen Jahren in Chaling sesshaft.

Unser nächster Besuch war bei Oshika und Oshik, die nahe der Shree Radhakrishna Basic School Schule wohnen. Gleich nach unserer Ankunft gab es gewürzten Schwarztee, wie es in Nepal üblich ist. Zu unserer Überraschung kam auch Ganga vorbei, die viele Jahre in unserem Patenprogramm war und im vergangenen Jahr die 12. Klasse abgeschlossen hat. Die Freude über unser Wiedersehen war auf beiden Seiten riesig.

Beim Erdbeben vor drei Jahren wurde das Haus der Familie von Oshika und Oshik soweit zerstört, so dass es unbewohnbar ist. Heute noch lebt die kleine Familie in einer Wellblechhütte. Doch nun werden zum letzten Mal Gelder aus dem Erdbebenfonds der Regierung ausgezahlt und sie planen den Baubeginn eines Häuschens, zusammen mit anderen Verwandten, in den nächsten Wochen.

Etwas weiter bergauf leben Sita und Shital mit ihrer Mutter und ihrem Vater. Heute gingen die beiden nicht zur Schule, eine Tante hat geheiratet und es sollte ein großes Fest stattfinden. Die Familie wohnt nach wie vor in einer kleinen Hütte aus Wellblech, hat aber ein paar Ziegen in ihrem alten Haus, das beim Erdbeben stark beschädigt wurde, untergebracht. Zudem wird dort gekocht und gegessen.

Zu Ranjana ging es ein ganzes Stück bergab. Wir kennen die Familie schon seit Beginn unserer Arbeit, da bereits die ältere Tochter Rajina im Patenprogramm war. Und so war die Begrüßung besonders herzlich, wie bei guten Freunden. Das Haus der Familie hat dem Erdbeben im Jahr 2015 standgehalten, einige Reparaturen sind dennoch überfällig. Auch für solche Fälle stellt die Regierung eine Summe von ca. 500 Euro zur Verfügung.

Unser letzter Besuch galt den Brüder Rojin und Roshan, sowie deren Mutter. Im vergangenen Jahr hatten wir zu Spenden aufgerufen, um die kleine Hütte ausbauen und Betten und Küchengeräte anschaffen zu können.

Bei der Hütte handelt es sich nach wie vor um ein Bambuskonstrukt, dessen Wände aus einem Bambusgeflecht bestehen und mit Lehm zugeschmiert sind. Dies ist, so erklärte uns Balkrishna, deutlich wärmer im Winter als eine Hütte aus Wellblech. Innen allerdings sind die Decke und einige Teile der Wände nun mit Sperrholzplatten verkleidet, es gibt zwei Betten und auch viel mehr Kochutensilien. Dennoch schaut alles sehr trostlos, irgendwie auch hoffnungslos aus.

Im Gespräch mit der Großmutter erfuhr Balkrishna, dass die Mutter in die Nähe des Vaters der Jungen umsiedeln könnte, mit einem Anwalt bei Gericht ein Stück Land sowie ein Wohnrecht in dessen Haus erstreiten könne. Doch ihr Noch-Ehemann hat noch einmal geheiratet und die neue Frau lehnt sie und die Jungen ab. Und so lebt sie in Chaling, unter wirklich schwierigen Bedingungen, aber ohne Streit mit der Familie ihres Mannes.

Unterwegs zu den Familien haben wir noch weitere Patenkinder getroffen, wie zum Beispiel Rajan, der fröhlich bergab zur Schule lief. Der kleine Sonam aus der 1. Klasse, sein Klassenkamerad Pema, Om, Raj aus der 3. Klasse, Yogesh, Suresh und einige mehr. Besonders gefreut haben wir uns, als ein ehemaliges Patenkind, die kleine Hritima, unseren Weg kreuzte. So klein ist Hritima gar nicht mehr und sie geht weiterhin zur Schule, wenn auch nicht in Chaling.

Den heutigen Nachmittag verbrachten wir in Changu bei unseren Partnern und Freunden. Tee bei Balkrishna und seiner Frau, ein wirklich leckeres Mittagessen bei Anoj und seiner Familie, ein kühles Getränk und wertvolle Gespräche bei Mohan, seiner Frau und seiner Mutter so wie ein Besuch unseres Freundes Kapil rundeten die schöne Zeit ab.